In den Sommerferien habe ich eine Reise nach Österreich gemacht. Mich zieht es im Urlaub oft in die Berge. Ich war zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern unterwegs. So ein richtiger Familienurlaub. Das Gepäck war nicht leicht – auch nicht das, was ich im Herzen mit mir trug. Der Urlaub war dringend nötig.
Viel hatten wir schon gesehen, uns ausgetauscht, miteinander gespielt, eine gute Zeit verbracht. Gutes Bier, leckerer Kaiserschmarrn, tolles Wetter – nicht zu heiß. Und dann: ein Ausflug zum Fichtenschloss auf der Rosenalm. Ein wunderbarer Erlebnis-Spielplatz hoch oben über Zell am Ziller.
Mit der Bergbahn geht es aufwärts. Aus der Ferne sind die vier begehbaren Türme zu sehen, die ganz aus Holz prachtvoll in den blauen Himmel ragen. Es ist ein magischer Ort. Nach viel Rutschen, Werkeln und Schaukeln, liegen wir am nahegelegenen Fichtensee. Die Kinder schlafen im Kinderwagen. Es sind nicht viele Menschen da. Wir genießen die herrliche Aussicht und die vielen Gipfel um uns herum.
Ein besonderes Gefühl steigt in mir auf. Ich fühle mich ergriffen von der Situation. Der Blick auf die majestätischen Gipfel bringen mich auf Abstand zu mir selbst: der Alltagsstress, die Anforderungen und Erwartungen im Beruf, die Gedanken um die Zukunft - das alles ist weg. Stattdessen spüre ich Ruhe und Geborgenheit und eine tiefe Gelassenheit. Und ich erahne die Größe Gottes, der dieses Panorama geschaffen hat.
Ich denke, so muss sich der Psalmbeter gefühlt haben, als er im Blick auf die Bergwelt gesprochen hat: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (Psalm 121, 1-2). Er vertraut aufgrund eigener Erfahrungen oder durch die Erlebnisse anderer: der Schöpfergott ist nicht nur im Himmel, sondern begibt sich in seine Welt. Eine Welt, in der es nicht nur märchenhafte Fichtenwälder und erfrischende Seen gibt, sondern auch dunkle Täler, tiefe Schluchten und herabstürzende Felsbrocken. Dennoch vertraut der Beter: dieser Gott geht auf jedem Weg mit. Durch Jesus haben Menschen Gewissheit bekommen, dass Gott tatsächlich ganz nah ist.
Diese Gedanken bewegen mich. Ich bekomme Gänsehaut. In meinem Leben bin ich nicht nur auf mein Können angewiesen. Ich brauche keine panische Furcht vor dem Heute oder dem Morgen zu haben. Gott lässt mir seine Hilfe zuteilwerden. Wie ein Bergretter seilt er sich in Christus in mein Leben ab, begibt sich in jede meiner Lagen. Er macht mir Luft zum Atmen und versorgt mich an Leib und Seele. Auf allen Wegstrecken ist dieser begleitende Gott dabei.
Daraus schöpfe ich Kraft. Ich erzähle meiner Frau von meinen Gefühlen und Gedanken und meinem persönlichen Gottesmoment soeben. Vielleicht haben Sie in den Sommerferien auch solche Momente erlebt – in den Bergen, am Meer, auf dem Campingplatz oder auf dem Balkon zuhause. Wenn nicht, dann wünsche ich Ihnen solche Erfahrungen und den Mut, auch davon zu erzählen.
Gott befohlen
Pfarrer Mario Huhn