GEMEINDELEBEN

Männerarbeit

Die Männerarbeit trifft sich in der Regel am zweiten Dienstag im Monat um 18.30 Uhr im Gemeinderaum der Erlöserkirche in Menden-Bösperde. Interessierte Männer sind bei uns jederzeit willkommen.

Jahresprogramm 2024

Gemeinsamer Ausflug mit dem Frauenabendkreis am 10. Mai 2022

Wo kommen wir her?

Die kirchliche Männerarbeit hat eine Geschichte, die bis weit vor 1946 zurückreicht. Ihre Wurzeln liegen in der Zeit der Industrialisierung. Im Ruhrpott entstanden vor mehr als hundert Jahren die ersten Evangelischen Arbeitervereine. Aber auch die Evangelischen Gesellen- und Meistervereine hatten damals ihre große Zeit.

Die soziale Frage und die daraus resultierenden Konflikte waren Anlass für die Vereinsgründungen. Sie sollten das evangelische Bewusstsein wecken. Zur allgemeinen und sittlichen Bildung beitragen und gegenseitige Unterstützung organisieren. Es gab ein blühendes Vereinsleben.

Diese Vereinsbewegung trug zusammen mit anderen zur Herausbildung des Sozialstaatsgedankens bei. Aberdas Verbands- oder Vereinsleben hatte auch eine Bedeutung für die Gemeinden vor Ort. Für viele Männer konnten diese Vereine in den dramatischen gesellschaftlichen Umbrüchen eine Heimat bieten. Solidarität wurde praktisch gelebt angesichts materieller Not und sozialer Unsicherheit.

Die sozialen und missionarischen Vereinsbewegungen der Gründerjahre entwickelten eine starke Tendenz zu Verselbständigung. In ihrem Windschatten oder auch als Gegenbewegung etablierte sich eine neue Vorstellung von Kirchengemeinde. Erst in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts entfaltete sich die Idee von Gruppen und Kreisen in der Gemeinde. In diesem Zusammenhang wurden in den 20er Jahren Männergruppen als Dienst in der Gemeinde gegründet – oft auf Initiative des Pfarrers – als Gesprächskreise um biblische Themen. Der Kirchenkampf verschärfte den Konflikt zwischen den Traditionslinien. Die gesellschaftlich und sozial Engagierten gerieten mit ihrer Hoffnung auf einen starken sozialen Staat zum Teil in den Sog nationalsozialistischer Ideologie. Dieser Flügel sammelte sich im Evangelischen Männerwerk. Die Gruppen, die sich an der Bekennenden Kirche orientierten, fanden sich im Evangelischen Männerdienst zusammen. Zwischen diesen Flügeln baute die Versammlung von Echzell Brücken

Es war eine skeptische Generation, die im Mai 1946 einen Neuanfang der Männerarbeit in der Evangelischen Kirche in Deutschland begründete. In Echzell – einem kleinen Ort in Hessen – erinnerte man sich an die geschichtlichen Wurzeln der Männerarbeit. Beraten wurde über die Zukunft der Männerarbeit nach dem Nationalsozialismus und Weltkrieg.

Dabei entstanden die "Echtzeller Richtlinien". Sie sollten eine Brücke über die trennenden Erfahrungen des Kirchenkampfes sein.

Das gemeinsame Motto der Männerarbeit verweist auf die erste These der Barmer theologischen Erklärung: "Jesus Christus, wie er uns in der heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes".

Der Neubeginn der evangelischen Männerarbeit nach dem Zweiten Weltkrief hatte starke Wurzeln in Westfalen. Schon in der Zeit des Kirchenkampfes wurde in Westfalen die "Formel" entwickelt, die später als Echzeller Richtlinien Bedeutung bekam:

"Sammlung der Männer unter dem Wort,
Ausrüstung der Männer mit dem Wort,
Sendung der Männer durch das Wort".

Wo stehen wir heute?

Die Männerarbeit hat Teil an allen Fragen und Problemen unserer Kirche. Uns bedrückt oft die geringe Ausstrahlungskraft der Gemeinden, die wenig einladende Art. Und wir sind in unseren Gruppen auch nicht frei von der Gefahr uns einzuigeln, trotz allem Bemühens. Wir konstatieren Überalterung und hier und da auch ein wenig Resignation. Andererseits stellen wir mit Dankbarkeit fest, dass es die Basis noch gibt. In Westfalen gibt es noch um die 350 Männergruppen und das ist kein geringes Potential.

Wo wollen wir hin?

Die Frage nach der angemessenen Rolle von Männern in Beruf und Familie, gesellschaftspolitsches Engagement und Orientierung an Jesus Christus als dem einen Wort Gottes – zwischen diesen Polen ist die Männerarbeit bis heute lebendig geblieben. Vieles erinnert wieder an die Ursprungssituation der Männerarbeit und die Konflikte, die sie durchlebt hat:

Ein globalisierter wirtschaftlicher Wettbewerb führt zu neuen sozialen Fragen und zu tiefen Verunsicherungen der Menschen.

Männer heute bemühen sich um eine Balance zwischen Beruf und Familie..Sie halten Ausschau nach Orientierung in betrieblichen und gesellschaftlichen Veränderungen. Sie brauchen Unterstützung in persönlichen und beruflichen Krisen. Sie suchen einen Sinn, der ihre unterschiedlichen Lebensphasen zusammenhält. Sie sind bereit soziale Verantwortung zu übernehmen und konkret etwas zu tun.

Männerarbeit will Männern in diesen Lebensdimensionen eine kirchliche Heimat bieten, Männerarbeit ist als ein Teil der Verkündigung des Wortes Gottes zu verstehen, und unter dieser Verkündigung sollen Frauen und Männer ein Stück Geborgenheit finden. Das heißt aber auch, dem Evangelium zu vertrauen, das Menschen verändern kann.

Damit trägt sie auch dazu bei, dass unsere Kirche bei allen Sparzwängen und in den aktuellen Veränderungen "ihren Ort" immer wieder neu findet – ihren Platz in der Gesellschaft und ihre geistige Mitte.

Wie wollen wir es schaffen?

Wenn auch vielleicht manches in der Sprache der Echzeller Richtlinien nicht mehr unsere Sprache ist – ein Anliegen ist entscheidend:

Eine Kirche ohne Männer ist eine Kirche in ernster Gefahr.

Männer müssen in der Kirche vorkommen – nicht nur in Kirchenleitungen und sonstigen Machtpositionen, sondern in den vielfältigen Bereichen der Basis. Sie müssen ihre Erfahrungen einbringen, aus Familie und Beruf, aus Freizeit und Politik. Dann wird das ehrenamtliche Engagement, von dem die Männerarbeit lebt, spannend und vielleicht auch faszinierend für andere.

Die Gemeinschaft von Frauen und Männern klingt als Thema harmonisch, fällt uns aber nicht immer leicht, weil überlieferte Rollen und Beziehungsmuster in Frage gestellt werden. Wir werden uns diesen Anfragen stellen, auf der Suche nach einer Kirche und Gesellschaft, in der Frauen und Männer größere Spielräume haben, Spielräume der Spiritualität, der Gefühlswelt, der Gerechtigkeit, der Menschlichkeit.